Bei der Aufstellung hatte Trainer Ralf Rangnick exakt auf die Elf gesetzt, die am Samstag mit 2:0 gegen Hannover 96 gewonnen hatte. So blieb für den wieder spielberechtigten Zlatan Bajramovic zunächst ebenso nur ein Platz auf der Bank wie für Hamit Altintop. Beim AC Mailand entschied sich Trainer Carlo Ancelotti entgegen allen Erwartungen im Angriff für Alberto Gilardino als Sturmpartner von Andriy Shevchenko. Dagegen saß der angeschlagene Jaap Stam lediglich auf der Bank. Für ihn verteidigte Kakha Kaladze.

In der VELTINS-Arena war zu jeder Zeit zu spüren, dass dies ein ganz besonderes Spiel sein würde. Schon lange vor dem Anpfiff brachten sich die Zuschauer mit lautstarken Gesängen in Stimmung – und mit Spielbeginn startete die Partie von Null auf Hundert. Exakt ein Schalker – Rafinha – hatte den Ball berührt, da lagen die Gäste bereits in Führung. Clarence Seedorf verschaffte sich mit einem Doppelpass mit Shevchenko Platz und überraschte Torhüter Frank Rost mit einem Aufsetzer aus 25 Metern. Nach 20 Sekunden führte Milan mit 1:0.

Nicht einmal drei Minuten waren gespielt, da schafften die Knappen den Ausgleich. Nach einem weiten Einwurf von Fabian Ernst gewannen Christian Poulsen und Kevin Kuranyi entschlossen ihre Kopfball-Duelle, so dass der Ball bei Lincoln landete. Dessen Flanke wurde von einem Mailänder so abgefälscht, dass der Ball genau auf dem Kopf des freistehenden Sören Larsen landete. Der Däne hatte keine Mühe, Brasiliens Nationaltorhüter Dida aus fünf Metern zu überwinden: 1:1!

Nach diesem fulminanten Start entwickelte sich eine packende Partie, in der die Gäste brillante Ballkontrolle an den Tag legten, die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick aber nicht nur kämpferisch großartig dagegen hielt, sondern auch zeigte, dass man mit Direktspiel zum Erfolg kommen kann. Die nächsten Torszenen besaßen indes die Gäste. So hatten die Schalker Glück, als Alberto Gilardino eine Kopfballvorlage von Paolo Maldini nach einem Freistoß nicht mehr erreichte (10.). Wenig später schoss Gennaro Gattuso aus 18 Metern am rechten Pfosten vorbei (12.). Schalker antwortete mit der Großchance zur Führung: Mladen Krstajic spielte Levan Kobiashvili auf der linken Seite frei, dessen präzise Flanke köpfte Kuranyi aus sieben Metern nur um Zentimeter am linken Pfosten vorbei – Dida wäre machtlos gewesen (13.).

Doch auch die Gäste blieben gefährlich. So konnte Darío Rodriguez Gilardino in einer brisanten Situation erst im zweiten Anlauf stoppen (25.). Auf der anderen Seite passte Kuranyi auf Lincoln, der aus 18 Metern einen schwer zu nehmenden Volley riskierte. Den traf er zwar nicht richtig, doch allein für den Mut gab es Szenenapplaus (31.). Und groß war auch die Chance, als ein langer Ball den durchgebrochenen Kuranyi fand. Als dieser auf den Ball warten musste, konnte ihn Nesta noch so geschickt stören, dass der Angreifer aus zwölf Metern am Tor vorbei schoss (33.). Außerdem verfehlte ein Freistoß von Lincoln aus 25 Metern das Gehäuse (37.).

Nach der Pause setzten die Knappen das couragierte Spiel fort. Den ersten Schuss gab Kuranyi nach vorangegangener gelungener Kombination über Kobiashvili und Lincoln ab, verfehlte aber aus 23 Metern das Ziel (53.). Auf der anderen Seite gelang es Kaka einmal, dem erneut starken Linksverteidiger Krstajic den Ball abzujagen, doch der Techniker verzog aus 22 Metern (54.). Wenig später leitete Larsen mit einem Hackentrick einen gelungenen Spielzug über Ernst, Lincoln und Kuranyi. Dessen Schuss aus 18 Metern parierte Dida (56.).

Es war die Phase, in der jeder im Stadion das Gefühl hatte, die Partie würde zugunsten der Königsblauen kippen. Immer wieder ergrätschten sich die Schalker Bälle, gewannen Zweikämpfe unter dem tosenden Applaus der Zuschauer. Doch genau in dieser Phase fiel die erneute Führung der Gäste. Mit einer Energieleistung behauptete Maldini den Ball auf der linken Seite und schlug eine Traumflanke, die Shevchenko per Kopf aus sechs Metern zum 1:2 ins rechte Eck köpfte (59.).

Ein Wirkungstreffer, aber nicht der k.o. für die Knappen, die sich nach kurzer Zeit daran machten, erneut ins Spiel zurückzukehren. Und es gelang ihnen: Rafinhas Schuss aus 22 Metern konnte Dida noch halten (69.), doch nur eine Minute später trat der kurz zuvor eingewechselte Hamit Altintop auf den Plan. Mit einem Sonntagsschuss am Mittwochabend aus 20 Metern ließ er dem Milan-Keeper keine Abwehrmöglichkeit: 2:2 – die VELTINS-Arena stand Kopf!

Und Schalke setzte nach. Kuranyi köpfte eine Freistoßflanke von Lincoln knapp am Tor vorbei, dann musste der frischgebackene Vater wegen Wadenkrämpfen ausgewechselt werden (72.). Für ihn kam Ebbe Sand und schlug fast mit dem ersten Ballkontakt und mit links eine gute Flanke, die Sören Larsen aus sieben Metern gegen den Lauf von Dida köpfte. Mit einer Weltklasse-Parade verhinderte der Torhüter einen dritten Schalker Treffer (74.). Der Torhüter war ebenfalls auf dem Posten, als es Lincoln mit einem Volley aus 18 Metern versuchte (87.).

Eine Schrecksekunde hatten die Knappen noch zu überstehen, als Shevchenko und Vieri die Innenverteidigung überlisten, sich jedoch beim Schuss aufs Tor gegenseitig behinderten. Ein Favoritensieg wäre auch alles andere als verdient gewesen. So wurden die Knappen unter großem Beifall nach einem wichtigen Punktgewinn in der Champions League in die Kabinen entlassen.

Schalke 04 - AC Mailand 2:2 (1:1)
Schalke: Rost - Rafinha, Bordon, Rodriguez, Krstajic - Ernst (68. Altintop), Poulsen (85. Bajramovic), Kobiashvili - Lincoln - Kuranyi (74. Sand), Larsen. - Trainer: Rangnick
Mailand: Dida - Cafu (77. Stam), Nesta, Maldini, Kaladse - Gattuso, Pirlo, Seedorf - Kaka (74. Rui Costa) - Gilardino (72. Vieri), Shevchenko.- Trainer: Ancelotti
Tore: 0:1 Seedorf (1.), 1:1 Larsen (3.), 1:2 Shevchenko (59.), 2:2 Altintop (70.)
Schiedsrichter: Claus Bo Larsen (Dänemark)
Zuschauer: 53.425
Gelbe Karten: Poulsen - Kaka

So sieht der Ticker auch heute Abend um 22.30 aus.

Wo seid ihr denn, ihr Bayern- Jäger ???

Zuversicht schöpfte man etwa aus dem 2:0-Heimsieg am Samstag gegen Hannover 96. „Vor allem die Art und Weise hat uns vor Augen geführt, wie wir am Mittwoch auftreten müssen“, sagt Chef-Trainer Ralf Rangnick: „Wenn die Begeisterung für die Champions League dazu kommt, jeder noch einmal 15, 20 Prozent mehr aus sich herausholt, glaube ich schon, dass wir in der Lage sind, Milan richtig zu fordern.“

Dabei sehen die Knappen die Partie nicht als „Rasenschach“ an, der gegen den italienischen Vizemeister ohnehin nicht zu gewinnen wäre: „Wir müssen mutig spielen, nicht schauen wie sich das Spiel entwickelt, sondern von der ersten Minute an agieren“, fordert Rangnick. „Das gilt auch für die Spielsituationen, in denen Milan im Ballbesitz ist.“ Weiterer entscheidender Faktor sei eine gute Tagesform: „Wir müssen uns im klaren sein, dass wir eine absolute Topleistung in allen Mannschaftsteilen und beim Übergreifen der Mannschaftsteile ineinander bringen müssen.“

Rudi Assauer bewertete die Ausgangslage mit einer eindeutigen Rollenverteilung: „Es ist insofern das leichteste Spiel, weil wir als Außenseiter in die Partie gehen: Wir spielen zwar zu Hause, aber wir sind nicht der Favorit“, so der Manager. „Aber eine Chance haben wir trotzdem. Denn wenn man eine gute Form hat, schlägt man jede Klassemannschaft.“

Der AC Mailand traf heute mit einem 2:0-Sieg im Gepäck in Gelsenkirchen ein. Am Sonntag siegte das Team von Carlo Ancelotti in Treviso beim Vorletzten der Serie A. Eine Partie, die Trainer Rangnick ganz besonders unter die Lupe genommen hat. Die derzeitige Leistungsstärke der Rossoneri schätzt er wie folgt ein: „Milan hatte am Anfang der Saison leichte Probleme, den Rhythmus zu finden. Das betrifft derzeit Spitzenmannschaften in ganz Europa, die noch nicht ganz den Schwung der letzten Saison haben. Vielleicht spielten da auch die Länderspielpausen eine Rolle.“ Nach zwei Siegen in Folge in der Serie A sei aber auch bei Milan wieder ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen.